Die Besatzungszeit in der Gegend von Søndervig-Houvig-Lodbjerg Hede
Als der 2. Weltkrieg ausbrach, wohnten 161 Menschen in Søndervig. Sie kamen nicht mit heiler Haut davon, als das Land besetzt wurde. Sie konnten aus nächster Nähe beobachten, wie die deutsche Wehrmacht die vielen Bunker erichtete, die man heute noch der ganzen Nordseeküste entlang sehen kann. Sie wurden ursprünglich in den Dünen gebaut, liegen aber nun fast alle auf dem Strand oder draussen im Wasser als Beweis dafür, wie sich das Meer ins Festland vorfrisst.
Die Kryle-Ringelnatter-Befestigungsanlage aus dem 2. Weltkrieg
Schon am Nachmittag des 9. April 1940 kamen einige wenige deutsche Fahrzeuge und Motorräder in Søndervig an, wo das dänische Telegrafenkabel nach England unterbrochen wurde.
Aus Furcht vor Invasionsversuchen aus dem Westen wurde die jütlandische Westküste für die Deutschen während des 2. Weltkrieges strategisch wichtig. Im Dezember 1941 beschlossen die Deutschen, sich gegen eventuelle Versuche zu rüsten und bauten den ”Atlantikwall”, der sich von den norwegischen Fjellen im Norden bis zur spanischen Grenze im Süden erstreckte. An der jütländischen Westküste wurde der Bau der Befestigungsanlagen nach der Niederlage von Stalingrad im Januar 1943 beschleunigt.
Kryle
Einer der wichtigsten Punkte der Deutschen lag bei Kryle in Houvig. Mehr als 60 Jahre nach Ende des Krieges kann man von den hohen Dünen am Esebjergweg immer noch mehr als 50 Betonkonstruktionen innerhalb eines Radius von wenigen hundert Metern sehen.
Bei Kryle selbst lag die Artillerie, und etwas südlicher die Luftwaffe. Die ganze Gegend war gespickt mit Bunkern, Stacheldraht und Minenfeldern.
Während des Krieges schoss die kräftige Luftabwehrbatterie in Kryle viele alliierte Flugzeuge ab. Das letzte Flugzeug, das von Kanonen südlich von Kryle abgeschossen wurde, stürzte am 20. April 1945 (Hitlers letztem Geburtstag) westlich von Søndervig ins Meer.
Von einem sehr kräftigen Periskopfernrohr, das auf einem Beobachtungsbunker aufgestellt war, hiess es im lokalen Volksmund, es sei so kräftig, dass man ”die Hühner auf Hindø rumlaufen” sehen konnte.
Viele Jahrzehnte hindurch nahm man an, dass Dänemarks wohl kleinste Kirchen bei Kryle gebaut worden waren, jeweils eine protestantische und eine katholische. Zwei kleine, zusammengebaute Kirchen, jede 3 x 10 m. Es hat sich inzwischen gezeigt, dass die beiden Räume nicht als Kirchen benutzt worden waren, sondern als Kartoffellager. Bis zum heutigen Tage werden immer noch Kreuze, sehr oft selbstgemachte, in die beiden Räume gelegt, im Glauben, dies seien einmal Kirchen gewesen.
Der Raum des Kommandanten im grössten der Bunker unterscheidet sich von den übrigen dadurch, dass die Wände gestrichen sind und die Decke einen roten Streifen hat. Einer der Räume wurde nach dem Krieg als Kino eingerichtet!
Ringelnatter
Südlich von Kryle lagen Installationen der Luftwaffe, die ”Ringelnatter” genannt wurden. Die Radartürme und die Anlage hatten den Zweck, Flugzeugformationen auf mehrere hundert Kilometer Abstand entdecken zu können, die deutschen Jäger gegen die alliierten Flugzeuge zu lenken sowie dsa Antiluftgeschütz steuern zu können.
Die Kapitulation der Deutschen
Die Kapitulation an eine Gruppe der Widerstandsbewegung in Ringkøbing am 5. Mai 1945 morgens fand im Hauptquartierbunker statt.
Zuvor war eine stillschweigende Abmachung über ”eine vernünftige Regelung im Falle der Kapitulation”, getroffen worden, und diese Vereinbarung wurde zum Glück eingehalten. Es hätte nämlich sehr leicht zu ziemlich gewaltsamen Kämpfen kommen können, da sich in der Gegend 1.000 – 2.000 deutsche Soldaten mit sowohl schweren als auch leichten Waffen und ca. 500 bewaffnete Freiheitskämpfer befanden.
Minenfelder
Während des Krieges geschah in der Gegend ein Minenunglück, bei dem einer der dänischen Arbeiter beide Beine verlor. Nach dem Krieg wurden zwei Flüchtlingsjungen getötet, als sie in ein noch nicht geräumtes Minenfeld liefen.
Deutsche Pioniere waren ansonsten abkommandiert worden, zusammen mit dänischen die Minenfelder zu räumen, die sie selbst gelegt hatten.
Beim Minenräumen auf Lodbjerg Hede wurden 7 deutsche Soldaten getötet. Als ein Deutscher an einer Mine arbeitete, standen die anderen 6 um ihn herum und unterhielten sich. Sie wurden alle bis zur Unkenntlichkeit in Stücke gesprengt. Insgesamt verloren 33 Mann auf Grund von Minenunfällen nach dem Krieg ihr Leben.
Das Flüchtlingslager
Schon wenige Tage nach der Kapitulation der Deutschen kamen die ersten Flüchtlinge an. Bis zu 500 Flüchtlinge wurden in den vielen Gebäuden des Kryle-Lagers einquartiert. Sie waren zum grössten Teil aus Ostpreussen und selbstverständlich in Dänemark nicht besonders beliebt, wo die dänischen Behörden für ihren Aufenthalt und ihre Verpflegung sorgen mussten. Im Laufe der Jahre 1946 und 47 wurden die Flüchtlinge wieder nach Deutschland zurückgeschickt, und damit war ein trauriges Kapitel in der Geschichte Holmlands abgeschlossen.