Der Radweg zwischen Ringkøbing und Søndervig ist historisch gesehen ziemlich einmalig und zeichnet sich dadurch aus, dass er der erste in Dänemark mit eigener Trasse ist, das heisst, mit eigener Streckenführung und nicht in Verbindung mit einer Strasse oder einem Weg.
Schon im Frühjahr 1918 diskutierte man im Fremdenverkehrsverein von Ringköbing und Umgebung einen Plan über die Anlage eines ca. 9 km langen Rad- und Gehweges zwischen Ringkøbing und Søndervig.
Zu Anfang diesen Jahrhunderts war Dänemark das Land, wo das Fahrrad am meisten verbreitet war. 1892 erlebte Ringkøbing zum ersten Mal, dass eine Dame auf einem ”Zweirad” durch die Strassen der Stadt jagte!! Im gleichen Jahr hielt der Århus Zweirad-Klub ein Zweiradrennen von Århus nach Silkeborg über Ringkøbing ab, aber das Fahrrad war eine Sehenswürdigkeit – ganz sicher – und 1895 schrieb sich ein bekannter Ringkøbinger Bürger im Søndervig Badehotel als ”J.P. Laursen, Fahrradfahrer” ins Gästebuch ein.
Damals rechnete man damit, dass man den Radweg für 1.000 Kronen würde anlegen können, aber der letztendliche Preis belief sich auf 37.000 Kronen! Und dies trotz der Tatsache, dass 28 Grundstückseigentümer Land für den Weg herschenkten und nur 5 etwas bezahlt bekamen.
In Zusammenarbeit mit der Ringkøbing Kommune setzte sich ein Ausschuss für den Radweg zusammen, der auf verschiedene Weise Geld herbeischaffte, u.a. durch private Sammlungen und einen Bazar. Im Frühjahr 1920 begann man mit der Anlage des Radweges, und im Sommer 1922 konnte er in Gebrauch genommen werden.
Es war ein grosses Problem, Geld für die Instandhaltung des Radweges zu beschaffen, und man verlangte daher Wegegeld von den Benutzern. Das Häuschen, wo das Wegegeld kassiert wurde, lag am Radweg ca. 6,5 km entfernt von Ringkøbing und ca. 3 km von Søndervig.
Die Karten kosteten hin und zurück 25 Øre für Erwachsene und 15 Øre für Kinder, während sich der Preis für eine Saisonkarte auf 2 Kronen für Erwachsene und 1 Krone für Kinder belief. Ausserdem konnte man eine Familienkarte für 8 Kronen kaufen. An einem gewöhnlichen Sonntag im Septemer 1920 passierten 600 Fahrradfahrer das Kartenhäuschen. Das Erheben von Wegegeld hörte erst um 1939 – 40 auf, und Laurids Bøndergaard bestritt den Posten die ganzen Jahre hindurch. Im Einstellungsbrief von Laurids Bøndergaard stand u.a.: ”Laurids Bøndergaard übernimmt die Kontrolle des Verkehrs auf dem Radweg in der Zeit von einschliesslich Ostern bis 1. Oktober, jeden Vormittag ab spätestens 10 Uhr und jeden Nachmittag.”
Laust, wie der Wegegeldkontrolleur genannt wurde, war in Holmsland geboren worden und hatte den Bøndergård-Hof besessen, verkaufte aber 1920 und zog in die Østre Strandgade nach Ringkøbing. Von hier aus fuhr er jeden Tag (er hatte keine freien Tage von Ostern bis Oktober) mit dem Fahrrad hinaus zum Kartenhäuschen.
Otto Schelin aus Hvingel bei Ringkøbing schreibt am 13. Dezember 2007 in einem Leserbrief an das Tagblatt Ringkøbing Skjern, dass er den Duft von damals immer noch in der Nase hat, als er Anfang der 30er Jahre auf der Strecke mit dem Fahrrad fuhr. Otto Schelin erinnert sich, dass man
15 Øre Abgabe bezahlen musste, um durchfahren zu können, und dass es spannend war, ob der Kontrolleur nun auch da war. Wenn nicht, so kam man ja gratis durch und hatte noch etwas extra übrig für Limonade oder Eis in Søndervig.
Der Weg wurde immer wieder durch Wind und Wetter, von den Maschinen der Bauern und von den Deutschen während des Krieges beschädigt. Das Geld in der Kasse des Fremdenverkehrsvereins war mit dem Instandhalten des Fahrradweges schnell aufgebraucht, und der Fremdenverkehrsverein bemühte sich sehr, die Holmsland Kommune dazu zu bewegen, die Instandhaltung des Radweges zu übernehmen. Dies geschah 1976 nach einer 5-jährigen Versuchsperiode, wo er dauerhaft als öffentlicher Weg aufgenommen wurde. In Verbindung mit der Kommunalreform 2007 wurde der Fahrradweg von der Kommune Ringkøbing-Skjern übernommen.